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Das Online-Magazin der Angestellten Schweiz

Wer hat Angst vor dem Roboter?

Die Angestellten Schweiz haben anlässlich ihres 100-Jahr-Jubiläums bekanntlich Roboter Pepper als Mitglied aufgenommen. Der Verband wollte nun herausfinden, wie Roboter bei der Bevölkerung und insbesondere am Arbeitsplatz ankommen. Er hat bei Demoscope eine Befragung in Auftrag gegeben. Die Resultate sind aufschlussreich und teilweise überraschend.

Die Roboter sind unter uns. Praktisch jeder Mensch in unserem Land ist schon mit Robotern in Kontakt gekommen und hat sich mit solchen ausgetauscht. Meist nicht mit humanoiden Robotern wie Pepper, aber sicher mit einem Bot wie dem Assistenzsystem auf dem Smartphone oder auf einer Helpline.

In unserem Bewusstsein sind die Roboter jedoch noch nicht so richtig angekommen. Diesen Schluss kann man ziehen, wenn man die Resultate der Befragung analysiert. Zu vielen der gestellten Fragen hat ein auffällig grosser Teil der Befragten keine Meinung oder weiss keine Antwort. Offenbar hat sich ein grosser Teil der Bevölkerung noch kaum damit beschäftigt, was Roboter in unserem (Arbeits-)Alltag bedeuten. Die Angestellten Schweiz erachten die Auseinandersetzung mit der Digitalisierung, der Automatisierung und der Robotisierung aber als äusserst wichtig, weil sie unsere Welt dramatisch verändern werden. Aus diesem Grund hat der Verband Roboter Pepper als Mitglied aufgenommen, bietet Schulungen und Tagungen zum Thema Digitalisierung an und hat die Umfrage durchführen lassen.

Roboter sollen Roboter sein

Zwei Drittel der Befragten sind, was den Schutz der Roboter und deren Interessenvertretung betrifft, gleichgültig eingestellt. Nur gerade 7% finden, die Maschinen sollten eine Interessenvertretung haben und nur 4% wollen sie explizit schützen. Ein knappes Viertel wollte die Frage gar nicht beantworten. Um die Roboter machen sich die Menschen offenbar keine Sorgen, sie sollen einfach existieren oder auch nicht existieren. Besorgter sind die Menschen aus Fleisch und Blut mehr um die Auswirkungen der Roboter auf unser Leben, wie wir gleich sehen werden.

Roboter als Berater ja, aber sicher nicht als Chef

Was lassen wir Menschen uns von Robotern wie Pepper gefallen? Eine Auskunft von einem solchen findet jede(r) Zweite OK. Einen Roboter als Buschauffeur können sich nur noch 28% vorstellen – obwohl es die bereits gibt, zumindest auf Kleinbusniveau. Mit einem Roboter im Team zusammenarbeiten wollen lediglich 16%, auch wenn dies in der Fabrikation bereits Alltag ist. Aber das sind Industrieroboter, keine humanoiden wie Pepper. In der Pflege würden 15% einen Roboter akzeptieren. Ganz hört der Spass bei der Frage nach einem Roboter als Chef auf, 99 von 100 Befragten sagen dazu klar Nein.

Junge (15-34 Jahre) und höher Gebildete Menschen sind gegenüber den Dienstleistungen von Robotern deutlich positiver eingestellt. Von den Befragten mit obligatorischem Bildungsabschluss oder mittlerer Bildung will gut die Hälfte möglichst nichts mit Robotern zu tun haben.

Roboter sollen sich ethisch verhalten

Eine klare Mehrheit von 56% der Befragten ist der Meinung, dass Roboter so programmiert werden müssen, dass sie sich ethisch korrekt verhalten. Darin liegt wohl ein Schlüssel der Akzeptanz der Roboter. 17% finden auch, dass man die Roboter für ihr Verhalten rechtlich belangen können soll.

Interessant ist, dass gerade die roboteraffine junge Bevölkerungsgruppe moralische Maschinen will (68%) – sie sind es natürlich, die vermehrt mit Robotern zusammenarbeiten werden. Bei der Gruppe der 35- bis 54-Järigen ist der Wert mit 52% deutlich tiefer.

Ein knappes Drittel ist der Ansicht, dass Roboter auf den durch sie erzielten Gewinnen Steuern zu entrichten hätten, ein Fünftel würde auch Sozialabgaben einfordern.

Grosse Angst um Arbeitsplätze

Die Angst, dass arbeitende Roboter mehr Stellen vernichten, als sie schaffen, ist verbreitet: 55% der Befragten glauben dies. Nur 11% erwarten, dass mehr Arbeitsplätze geschaffen werden, als wegfallen. 26% gehen davon aus, dass es so bleibt, wie es ist.

Besonders gross ist die Angst vor einem Abbau von Arbeitsstellen bei den tiefer bis mittel Gebildeten (68%). Die hoch Gebildeten sind mit 47% gelassener. Weniger ausgeprägt sind die Unterschiede, wenn man die Einkommen betrachtet. 62% derjenigen, die bis 4999 Franken verdienen, sind pessimistisch, aber immer noch 52% der Personen mit einem Einkommen von über 9000 Franken.

Die Angestellten Schweiz gehen nach dem Studium vieler Studien heute davon aus, dass die Automatisierung (auch durch Roboter) tendenziell eher mehr Stellen schafft als vernichtet. Sie wird aber viele Berufe verändern, teilweise dramatisch. Die Anforderungen an den Beruf und die Arbeit werden weiter steigen. Die Angestellten Schweiz empfehlen darum ihren Mitgliedern, sich permanent weiterzubilden und höhere Berufsabschlüsse anzustreben.

Weniger Routine, höhere Anforderungen

Dies schätzt offenbar auch ein grosser Teil der erwerbstätigen Bevölkerung so ein. Einerseits gehen 52% davon aus, dass sie dank der Roboter von Routinearbeit entlastet werden, andererseits glauben 38%, dass die Anforderungen an die Arbeit steigen werden.

Ein etwas anderes Bild ergibt sich bei der Frage, ob die eigene Arbeit auf- oder abgewertet wird. Nur 20% erwarten eine Aufwertung, 28% eine Abwertung, 40% keine Veränderung. Die 28% Schwarzseher rekrutieren sich vor allem aus den älteren und einkommensschwachen Bevölkerungsgruppen, welche die Roboter eher als Konkurrenz wahrnehmen und sie eher ablehnen.

Wir bleiben dran

Die Demoscope-Umfrage zeigt, dass die Bevölkerung in der Schweiz den Robotern noch mit einer gewissen Skepsis und teilweise sogar mit Angst begegnet – so sie sich überhaupt mit ihnen auseinandergesetzt hat. Die Angestellten Schweiz thematisieren die Digitalisierung schon seit Anfang 2015 und werden dran bleiben. Unsere Mitglieder sollen wissen, was auf sie zukommt, sie sollen die Chancen der Digitalisierung nutzen können und keine Angst davor haben müssen.

Die Resultate der Umfrage der Angestellten Schweiz und von Demoscope wurden heute Nachmittag bereits im Blick und auf Le Temps online publiziert.

Hansjörg Schmid

Freitag, 15. Feb 2019

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