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Das Online-Magazin der Angestellten Schweiz

Wir verbringen einen Drittel unserer Lebenszeit online

Das Internet ist ein fester Bestandteil unseres Lebens geworden. Was macht das mit uns – und ist es schlimm?

Jeden Montag erschrecke ich: Dann meldet mir mein Handy, wieviel Zeit ich im Schnitt in der vergangenen Woche am Bildschirm verbracht habe. Es ist immer deutlich mehr, als ich selbst einschätzen würde. Der Schreck ist noch etwas grösser, wenn mir das Handy auch noch angibt, dass die Bildschirmzeit um 30 oder 40 Prozent höher war als in der Vorwoche.

Nun verbringe ich nicht nur am Handy Zeit vor dem Bildschirm, sondern auch am Computer. Ich streame Serien oder Filme, lese Zeitungen online, informiere mich über allesmögliche, chatte, buche Ferien, bestelle Dinge etc. Ganz zu schweigen von der Arbeit, da bin ich einen grossen Teil des Tages vor dem Bildschirm. Ich mache Posts auf den Social-Media-Kanälen der Angestellten Schweiz, recherchiere für Artikel, lade Medienmitteilungen hoch und so fort.

25, 27, 28 Jahre im Internet

So ähnlich wie bei mir ist es wohl auch bei Ihnen und bei den meisten anderen Menschen. Vor diesem Hintergrund ist die Erkenntnis einer Studie des VPN-Anbieters NordVPN (VPN = Virtual Private Network) eigentlich gar nicht mehr so erstaunlich: Wir verbringen fast einen Drittel unserer Lebenszeit im Netz. Die Studie hat die Situation in den Ländern Deutschland, Frankreich und Spanien untersucht. Die Resultate unterscheiden sich in diesen Ländern nur wenig, so dass wir davon ausgehen können, dass sie in der Schweiz sehr ähnlich sind.

In unserem nördlichen Nachbarland verbringen die Menschen im Schnitt 24 Jahre, 8 Monate und 14 Tage ihres Lebens im Internet – bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 80,9 Jahren (Frankreich 27 Jahre, 7 Monate, 6 Tage; Lebenserwartung 82,72 Jahre; Spanien 28 Jahre, 9 Monate, 10 Tage; Lebenserwartung 83,43 Jahre). In der Woche macht dies gut 51 Stunden aus, im Jahr 111 Tage. Von den 51 Stunden fallen mehr als 20 Stunden auf die Arbeit. Den grössten Internet-Zeitanteil macht das Schauen von Bewegtbildern aus: 5 Stunden und 19 Minuten für das Streaming von Fernsehsendungen und Filmen, 4 Stunden und 19 Minuten für das Anschauen von Videos zum Beispiel auf Youtube. 4 Stunden und 12 Minuten werden auf Social Media verbracht, 3 Stunden und 35 Minuten wird Musik gestreamt. Gut zweieinhalb Stunden werden für Recherchen und das Online-Shopping verbracht und knapp zweieinhalb Stunden für Spiele.

Wegen Corona noch mehr online

Aus der Schweiz gibt es kaum aktuelle Zahlen. Sucht Schweiz berichtete, dass 2015 gemäss einer Studie die 11- bis 15-Jährigen im Schnitt unter der Woche 4,4 und am Wochenende 7,4 Stunden vor dem Fernseher, Computer, Tablet oder Smartphone waren. Die Luzerner Zeitung schätzte im Sommer 2018, dass wir täglich zwei Stunden am Smartphone hängen, die UBS (2021), dass es über das ganze Leben (Lebenserwartung in der Schweiz: 83,75 Jahre) über 12 Jahre sind.

Diese Zeiten haben bestimmt nicht abgenommen. Aufgrund der Coronapandemie sind sie sogar weiter gestiegen, wie die Social Marketing Agency «Famemass» feststellt. Tummelten sich die Menschen 2020 im Schnitt noch 145 Minuten in den sozialen Medien, sind es im laufenden Jahr bereits wieder 7 Minuten mehr (152 Minuten, Teenager sogar 181 Minuten). Gemäss Famemass ist für 81 Prozent der Leute die Pandemie der Grund. Der beliebteste Kanal ist übrigens Youtube (44 Minuten), gefolgt von Facebook (35 Minuten), Instagram (33 Minuten) und TikTok (32 Minuten).

Womit wir die Zeit sonst noch verbringen

Interessant ist, womit wir unsere Lebenszeit sonst noch verbringen. Die UBS hat es für eine Publikation im Blick für einige alltägliche Tätigkeiten grob ausgerechnet. So schlafen wir ähnlich lang, wie wir vor dem Bildschirm sind, nämlich 28 Jahre. Arbeiten tun wir aber nur 11 Jahre. Viereinhalb Jahre geniessen wir Ferien (einen Teil sicher auch vor dem Bildschirm…), eineinhalb Jahre treiben wir Sport. Fünf Jahre vertun wir mit warten (vor der Ampel, vor dem Schalter, in der Telefonwarteschlaufe…). Immerhin 18,75 Jahre lang sind wir pensioniert.

So viel Zeit im Internet – ist das nicht schädlich für uns Menschen? Gefahren bestehen in zweierlei Hinsicht: einerseits sind wir möglichen Cyberattacken ausgeliefert und geben Daten von uns preis. Andererseits kann der Internetkonsum zur Sucht werden oder mindestens negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit haben.

Wir schützen uns zu wenig vor Cyberattacken

Was die Cybersicherheit angeht, schützen sich viele Nutzer*innen immer noch zu wenig. Wir können Ihnen nur empfehlen, regelmässig zu prüfen, wie gut sie geschützt sind und ihre Virenscanner und sonstigen Schutzmassnamen auf dem neusten Stand zu halten. Tipps für sicheres Surfen finden Sie im Artikel «So surfen Sie sicher im Cyberspace» auf Apunto-Online.

Geben Sie im Internet auch nicht zu viel von sich preis – nur was absolut notwendig ist, um zum Beispiel ein Profil zu erstellen oder etwas zu bestellen. Wenn Sie alles über Sie bis zu intimen Details veröffentlichen, dann müssen Sie sich nicht wundern, wenn Sie mit lästiger Werbung bombardiert werden oder im schlimmsten Fall sogar beschimpft oder bedroht.

Die Angestellten Schweiz empfehlen Ihnen, sich eine Internet-Identität zu geben, die unter Ihrer vollen Kontrolle ist. Zum Beispiel mit einem professionellen Profil auf dem Berufsnetzwerk LinkedIn. Dort stehen natürlich keine Unwahrheiten über Sie, sondern das, und nur das, was Sie über sich preisgeben möchten. Durch eine solche Internet-Identität verhindern Sie mindestens ein Stück weit, dass im Internet durch zufällige Informationen Dritter über Sie ein falsches Bild von Ihnen entsteht. Ein überzeugender Auftritt auf den sozialen Medien gelingt Ihnen, wenn Sie unseren Kurs «Social Media erfolgreich im Berufsalltag nutzen» besuchen.

Die Suchtgefahr ist relativ gering

Mit dem Aufkommen der Smartphones wurde immer wieder davor gewarnt, dass zu viel Handykonsum krank oder sogar süchtig macht. Die gleichen Befürchtungen hegte man allerdings schon beim Aufkommen der Bücher, dann beim Computer und den Videospielen. Gemäss Sucht Schweiz weisen 7 Prozent der 11- bis 15-Jährigen eine problematische Internetnutzung auf. Das heisst, über 90 Prozent können mit dem Medium gut umgehen. Angesichts dieser Tatsache sind die Warnungen leiser geworden.

Liegt aber ein Suchtverhalten vor, dann muss dieses natürlich behandelt werden. Es drückt sich durch Schwierigkeiten, offline zu gehen, aus, sowie durch die Vernachlässigung von Schlaf, Schulaufgaben oder Familienleben. Im Kasten haben wir Ihnen einige Tipps zusammengestellt, wie Sie oder Ihre Kinder die Medienkompetenz stärken können.

Auch wenn kein Suchtverhalten vorliegt, kann es unser Umfeld nerven, wenn man ständig das Handy checkt (gemäss Luzerner Zeitung tun wir das 88 Mal pro Tag) – und uns selbst stresst der Drang danach ja auch oft. Auch hier helfen unsere Tipps.

Jetzt bin ich gespannt auf nächsten Montag, wenn mir das Handy wieder die Bildschirmzeit liefert. Gelingt es mir, sie zu senken?

Hansjörg Schmid

Dienstag, 21. Sep 2021

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So lassen Sie sich von Smartphone & Co. weniger stressen

Ganz auf digitale Medien verzichten können wohl nur schon aus beruflichen Gründen die wenigsten. Eine Entziehungskur durch zeitweisen Entzug hilft auch wenig, wie Studien gezeigt haben. Diese Tipps helfen Ihnen aber, die Geräte bewusster zu nutzen.

  • Deaktivieren Sie Push-Nachrichten und stellen Sie das Smartphone auf lautlos. Checken Sie Meldungen nur zu bestimmten Zeiten.
  • Bestimmen Sie gerätefreie Zeiten und Räume. Nehmen Sie das Smartphone insbesondere nicht ins Schlafzimmer und an den Esstisch.
  • Stellen Sie Geräte auf Flug- respektive Ruhemodus, wenn sie sie länger nicht benutzen.
  • Verbannen Sie Apps, die Ihnen viel Zeit fressen, auf die hinteren Plätze auf Ihrem Smartphone – so kommen Sie weniger in Versuchung, als wenn diese immer zuvorderst aufpoppen.
  • Wenn Sie Kinder haben:
    • Seien Sie ihnen bezüglich Nutzung der Medien ein Vorbild.
    • Thematisieren Sie mit ihnen die Mediennutzung.
    •  Legen Sie Regeln fest.
    • Setzen Sie Bildschirmzeit nicht als Belohnung oder Bestrafung ein.
    • Sorgen Sie für Freizeit auch ohne digitale Medien.