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Wir brauchen die Mobilitätswende

Um die Klimaziele zu erreichen, lohnt es sich ganz besonders, bei der Mobilität anzusetzen. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum.

Der Verkehr nimmt stetig zu und weiter zu. In der Schweiz ist er für rund ein Drittel der Treibhausgase verantwortlich. Dabei sind der internationale Flug- und Schiffsverkehr noch nicht einmal eingerechnet. Während in der Industrie und bei den Gebäuden die Emissionen abnehmen, bewegt sich beim Verkehr nichts. Der – nota bene immer noch sehr kleine – Fortschritt durch die Inbetriebnahme von Elektroautos wird aufgefressen durch die Zunahme des Strassenverkehrs. Weltweit gesehen ist die Situation noch viel schlimmer, weil sich in vielen Ländern immer mehr Leute überhaupt erst ein Auto leisten können. Gemäss einer Studie des bei der Organisation für Entwicklung und Zusammenarbeit OECD angesiedelten Weltverkehrsforums wird der Verkehr weiter dramatisch zunehmen, wenn wir nichts unternehmen. Gerade weil er einen so grossen Anteil am Klimawandel hat, sollten wir bei ihm ansetzen, wenn wir das Klimaziel erreichen wollen.

Doppelt problematischer Flugverkehr

Gemäss dem Weltverkehrsforum wächst der Flugverkehr von allen Verkehrsträgern am schnellsten. Er könnte sich bis 2050 vervierfachen. Zwar werden auch Flugzeuge sparsamer, aber der CO2-Ausstoss würde sich trotzdem verdoppeln. Problematisch ist bei Fliegern zudem, dass die Auswirkungen des CO2-Ausstosses in höheren Bereichen der Atmosphäre besonders gross sind – der Treibhauseffekt ist etwa drei Mal so hoch.

Angesichts dieser Tatsachen fragt man sich, warum immer noch Flüge in beliebte Destinationen zu Dumpingpreisen angeboten werden. Von Kostenwahrheit sind diese Preise weit entfernt – und die Umweltkosten werden vollkommen der Allgemeinheit aufgebürdet.

Selbstfahrende Autos lösen das Problem nicht – eher im Gegenteil

Manche denken, dass die Fahrzeugautomatisierung das Problem mit dem Verkehr lösen oder zumindest entspannen wird. Mit selbstfahrenden Autos kann tatsächlich der Verkehr optimiert werden, nicht nur, was die Verkehrsflüsse (und damit die Kapazitäten) und die Kosten betrifft, sondern auch die Emissionen der Fahrzeuge. Letzteres ist sicher erwünscht, die ersten beiden Punkte aber werden die Nachfrage weiter ankurbeln, so dass mehr Verkehr resultiert. Die Fortschritte werden also wiederum aufgefressen – auch wenn der Anteil an Elektroautos zunimmt. Auch diese Fahrzeuge sind im Übrigen nicht klimaneutral, in ihnen steckt viel graue Energie.

Wir laufen Gefahr, im Teufelskreis «mehr Kapazität schafft mehr Verkehr ruft nach Kapazitätsausbau» stecken zu bleiben. Damit wir nicht auf der Autobahn ins Verderben rasen, müssen wir jetzt den Blinker stellen, das Tempo drosseln und die Ausfahrt nehmen, so lange es noch eine gibt.

Grosse, aber auch kleinere Schritte

Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es seitens der Politik grosse Schritte. Der Verband swisscleantech unterstützt darum im Strassenverkehr strengere Emissionsgrenzwerte, eine Kompensation durch Treibstoffimporteure sowie die Einführung einer Treibstoffabgabe. Weiter spricht sich der Verband der umweltfreundlichen Unternehmen für ein Mobility Pricing auf Strasse und Schiene aus. Damit werde im Verkehr Kostenwahrheit eingeführt: man bezahle für die Mobilität, die man konsumiert.

Als Individuum können Sie ebenfalls mit grösseren, aber auch kleineren Massnahmen etwas für das Klima tun. Einen grossen Schritt machen Sie, wenn sie konsequent auf den öffentlichen Verkehr, das Velo oder ein Elektroauto umsteigen. Wasserstoff als Treibstoff ist interessant, weil man ihn gut speichern kann, aber er ist deutlich weniger energieeffizient als sauber produzierte Elektrizität.

Es hilft aber auch schon, in kleinen Schritten die eigene Mobilität bezüglich Umweltbelastung zu optimieren. Kleinere Distanzen legen Sie zu Fuss zurück, grössere mit Tram, Bus, Zug und wo es nicht anders geht mit einem Auto – das Sie dank Carsharing nicht mal selbst besitzen müssen. Erste Apps wie GoEco!, um die Planung zu erleichtern, wurden bereits erfolgreich getestet.

Wir kommen nicht umhin, unsere Mobilität bis in möglichst naher Zukunft emissionsfrei zu gestalten. Es lohnt sich aber auch, über Einschränkungen der Mobilität nachzudenken. Denn damit verlieren wir nicht nur etwas, wir gewinnen viel: Raum, Ruhe, Zeit und Lebensqualität. Das muss es uns wert sein.

Hansjörg Schmid

Mittwoch, 10. Jun 2020

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