Liebe Papis, nutzen Sie Ihren Vaterschaftsurlaub!
Neun Monate Schwangerschaft und ein Mutterschaftsurlaub geben (künftigen) Müttern Zeit, sich auf ihre neue Rolle vorzubereiten. Wie aber können Väter sich auf ihre Vaterschaft vorbereiten und die zehn Tage Vaterschaftsurlaub, die ihnen das Volk gewährt hat, optimal nutzen?

Seit ein paar Tagen profitieren Schweizer Väter heterosexueller Paare, ob verheiratet oder nicht, endlich von einem zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub. Gleichgeschlechtliche Paare hingegen müssen noch warten. Heute ist es auch immer noch nicht möglich, dass beide Partner den Urlaub bei Ankunft der Kinder gleichzeitig in Anspruch nehmen. Eine Elternzeit oder ein Adoptionsurlaub könnten eine Lösung sein, um ausnahmslos allen Eltern zu ermöglichen, in den ersten Momenten seines Lebens für ihr Kind da zu sein.
Zwischen Angst und Freude
Die Einführung von zwei Wochen Vaterschaftsurlaub auf nationaler Ebene ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Schon bisher sahen einige Branchen oder Unternehmen in ihren Gesamtarbeitsverträgen, Firmenverträgen oder internen Reglementen einen Vaterschaftsurlaub unterschiedlicher Länge vor. Mit der Verankerung von 10 Tagen Vaterschaftsurlaub im Bundesgesetz über den Erwerbsersatz profitieren (werdende) berufstätige Väter und solche, die es seit Jahresbeginn geworden sind, von mindestens 10 Tagen Urlaub, um sich in den ersten sechs Lebensmonaten ihrem Kind zu widmen.
Manche Väter freuen sich darüber, die ersten Momente im Leben ihres Kindes zu erleben und ihre Partnerin in dieser intensiven Zeit zu unterstützen. Sie fühlen sich bereit, Vater zu werden und werden das Beste aus dieser Zeit, aus dem Vaterschaftsurlaub machen. Für andere stellt sich die Situation anders dar. Die Geburt eines Kindes und das Vaterwerden werfen Fragen auf und können manchmal auch Ängste auslösen. Väter fragen sich, was ihre Rolle, ihr Platz in der Familie ist, was sie ihrem Kind und der Mutter geben können. Sie erleben eine emotional intensive, manchmal verunsichernde Zeit. Mit dem Vaterschaftsurlaub können sie Ihre Abwesenheit in den ersten Lebensmonaten ihres Kindes nur mehr schlecht mit Arbeit oder unvollendeten Projekten rechtfertigen.
Austauschplattformen für Väter
Ob sich ein Mann bereit fühlt, Vater zu werden oder nicht, es kann es für ihn nützlich sein, andere Väter kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen. Der schweizweit aktive Dachverband der Männer und Väter, maenner.ch, bietet verschiedene Aktivitäten zur Unterstützung von (werdenden) Vätern an. In der Deutschschweiz organisiert maenner.ch beispielsweise einen Vatercrashkurs. Zu den aktuellen Kunden gehören namhafte Unternehmen wie Swisscom, SBB oder Helsana. Das Angebot ist offen für alle Unternehmen. Infos finden Sie auf der Website maenner.ch.
Die nächsten Vatercrashkurse finden online am 12. März und 7. Mai statt. Im Kurs finden werdende oder frischgebackene Väter Zeit und Raum, um sich mit den anstehenden Veränderungen bewusst auseinanderzusetzen, sei es mit dem ersten, zweiten oder x-ten Kind. Sie finden Antworten zu Fragen rund um die Geburt und ums “Familie-Werden” bzw. “Familie-Sein”. Weiter klären sie für sich, was es braucht, um Job, Familie und Freizeit miteinander zu vereinbaren.
Starkes Bedürfnis nach Unterstützung
«Wir haben festgestellt, dass junge Väter ein starkes Bedürfnis nach Unterstützung haben in einer Gesellschaft, die ihnen beruflich immer mehr abverlangt, während die Väter gleichzeitig ein grösseres Bedürfnis haben, eine direkte Bindung zu ihren Kindern aufzubauen», sagt Gilles Crettenand von maenner.ch. Diese Bedürfnisse haben sich in unserer Gesellschaft mit unseren Lebensgewohnheiten entwickelt.
«Das Thema ist sehr wichtig», betont Gilles Crettenand. «Über die Auswirkungen einer Geburt auf die psychische Gesundheit von Müttern, Vätern und entstehenden Familien wird wenig gesprochen. Eltern zu werden ist ein bedeutender Moment und es ist wichtig, dass (künftige) Eltern die notwendigen Fähigkeiten für ihre neue Rolle entwickeln können», ergänzt Crettenand. Die ersten Momente im Leben eines Kindes, das, was wir Perinatalität nennen, ist ein wichtiges Thema. Es muss aufs Tapet gebracht und es müssen Lösungen gefunden werden. Informationen, aber auch der Austausch zwischen Eltern, zwischen Eltern und Fachleuten sowie die Unterstützung durch Fachleute sind wesentlich. Auf der Website stellt maenner.ch viele nützliche Informationen zur Verfügung.
Unterschiedliche Erfahrungen
Werden Sie in diesem Jahr Vater und stellen Sie sich Fragen oder haben Sie Ängste? Das ist normal. Zögern Sie nicht, darüber zu sprechen und sich zu informieren. Es wird Ihnen helfen, das Beste aus dieser intensiven Zeit zu machen und einen bereichernden Vaterschaftsurlaub zu verbringen. Nehmen Sie sich die Zeit, den Dok-Film «Die Geburt eines Vaters» anzusehen.
Der Film wurde im Rahmen eines Forschungsprojekts der «Haute Ecole de Santé Vaud» und des Vereins maenner.ch produziert und lässt 18 Väter mit unterschiedlichen Erfahrungen zu Wort kommen. Die Väter werden zu ihren Erfahrungen in den verschiedenen Phasen ihrer Vaterschaft – während der Schwangerschaft, der Geburt und den ersten Lebenswochen – befragt. Auch Fachleute aus dem Bereich der perinatalen Pflege kommen zu Wort.
Virginie Jaquet