Auf dem Weg zu einer nachhaltigeren digitalen Gesellschaft
In diesem Jahr haben wir regelmässig die nachhaltige Entwicklung thematisiert. In diversen Beiträgen haben wir Ihnen nicht nur unser Engagement für die Ziele der UNO-Agenda 2030 aufgezeigt, sondern Sie auch eingeladen, das Gleiche zu tun.

Das besondere Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu – eine gute Gelegenheit, noch einmal über unser Engagement für eine nachhaltigere Gesellschaft nachzudenken, indem wir uns mit der digitalen Nachhaltigkeit befassen. Aufgrund der aktuellen Einschränkungen arbeiteten wir fast alle zu Hause im Home-Office und bestellen unsere Mahlzeiten und was wir sonst noch brauchen online. Aber haben wir uns je gefragt, ob unsere zunehmend digitale Gesellschaft nachhaltig ist?
Bevor wir uns mit den Auswirkungen unserer IT-Technologien und -Werkzeuge auf die Umwelt und die Gesellschaft befassen, sollten wir klären, was wir unter digitaler Nachhaltigkeit verstehen. Für die «Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit» der Universität Bern bedeutet digitale Nachhaltigkeit, «dass digitale Wissensgüter ressourcenschonend hergestellt, frei genutzt, kollaborativ weiterentwickelt und langfristig zugänglich gesichert werden».
Die Auswirkungen der IT auf die Umwelt
Logischerweise hat die IT einen Energiebedarf und erzeugt CO2-Emissionen, die sich auf die Umwelt auswirken. Durch den Datenaustausch wurden im Jahr 2017 zum Beispiel 400 Metrische Tonnen CO2 erzeugt. Normalerweise treten wir nicht in die Pedale, um unseren Laptop oder unser Smartphone zu betreiben, sondern wir beziehen Strom aus der Steckdose. Wenn Sie gerne Online-Videos schauen und mehrere Stunden auf Ihrem Mobiltelefon surfen, müssen Sie es wahrscheinlich jeden Tag aufladen und verbrauchen ordentlich Strom. Gemäss einem Faktenblatt der Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit der Universität Bern aus dem Jahr 2017, verursacht der weltweite Energiebedarf für IT 4 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen, was den Emissionen der Zivilluftfahrt entspricht. Diese Emissionen nehmen jedes Jahr zu und könnten bis 2025 8 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen erreichen.
Unsere IT-Geräte benötigen für ihre Herstellung Rohstoffe, deren Gewinnung zu Konflikten und sozialen Problemen führen kann. Wenn wir sie nicht mehr brauchen, landen sie im Müll, zum Teil werden sie recycelt, aber nicht immer. Was können wir tun, um die immer grösser werdende Umweltbelastung durch unsere IT-Geräte zu stoppen und sie nachhaltiger zu machen? Unseren Verbrauch von IT-Werkzeugen abbremsen und wieder zu Papier und Bleistift zurückkehren? Das ist unrealistisch, die Technologie und die Digitalisierung haben unsere Gesellschaft und Arbeitswelt durchdrungen.
Jede Tat zählt
Kleine Taten können bereits eine Wirkung entfalten, um diese Entwicklung zu stoppen und die Auswirkungen des IT-Sektors auf die Umwelt zu minimieren. Die Forschungsstelle Digitale Nachhaltigkeit der Uni Bern und die Organisation ZeroWaste Switzerland schlagen unter anderem vor:
- Reduzieren Sie die Anzahl der verwendeten Computergeräte so weit wie möglich und nutzen sie diese so lange wie möglich.
- Geben Sie unbenutzte Geräte zurück in den Ressourcenkreislauf, zur Wiederverwendung oder zum Recycling.
- Erwägen Sie den Kauf von Gebrauchtgeräten. Prüfen Sie beim Kauf neuer Geräte, ob Produkte aus fairem Handel (z.B. Nager-IT-Maus, Fairphone-Smartphone) verfügbar sind und/oder, ob beim gewünschten Produkt ein Label eine Lieferkette fairen Handels bescheinigt (z.B. Electronics Watch).
- Leeren Sie Ihre Mailbox, löschen Sie überflüssige Nachrichten vom Server (den Papierkorb – und vergessen Sie die gesendeten Nachrichten nicht!). Speichern Sie wichtige Nachrichten und Anhänge auf einer Festplatte.
- Nutzen Sie einen datenfreundlichen E-Mail-Dienst wie Protonmail oder Newmanity, der die Privatsphäre respektiert und keine E-Mails für kommerzielle Zwecke analysiert oder zu sammelt.
- Schränken Sie E-Mails ein! Bevor Sie eine Mail an das ganze Büro schicken, fragen Sie sich, ob Sie die Informationen nicht mündlich übermitteln können und ob es nicht auch mit einer Maske ein gutes Gefühl ist, zum Schreibtisch der Kollegin zu gehen. Jede*r Empfänger*in steht für zusätzlichen Stromverbrauch.
- Senden Sie weniger Anhänge. Verwenden Sie zum Austausch von Dateien einen USB-Stick, der weniger Energie verbraucht als Anhänge. Wenn Sie einen gemeinsamen virtuellen Arbeitsraum haben, geben Sie den Pfad zum Dokument an.
- Wenn Sie im Internet suchen, geben Sie die richtige Adresse ein. Um unnötige Suchvorgänge zu vermeiden, verwenden Sie Lesezeichen, um leicht auf die von Ihnen besuchten Websites zuzugreifen. Wenn Sie die URL der Website kennen, können Sie diese direkt in die Adressleiste Ihres Internet-Browsers eingeben.
- Verwenden Sie eindeutige Begriffe (präzise Anfrage) und das Zeichen "-", um die Suche zu verfeinern.
- Bevorzugen Sie verantwortungsbewusste Suchmaschinen wie Ecosia (die mit ihren Einnahmen Bäume pflanzt), Goodsearch (die humanitäre Suchmaschine) oder Ecogine (die ihre gesamten Einnahmen aus den Suchen an Umweltverbände spendet).
- Stellen Sie die Anzeige Ihres Mobiltelefons nicht zu hell ein (der Bildschirm von Telefonen und Tablets frisst am meisten Energie).
- Deaktivieren Sie Wi-Fi und Bluetooth, wenn diese nicht benutzt werden.
- Verlängern Sie die Batterielebensdauer. Bei Lithium-Ionen-Batterien wird empfohlen, das Gerät regelmässig aufzuladen, um ein vollständiges Entladen zu vermeiden, was die Batteriealterung beschleunigt. Darüber hinaus ist es ratsam, die Geräte keinen hohen Temperaturen auszusetzen (direktes Sonnenlicht), dies schont die Batterie.
Auf der Website von ZeroWaste Switzerland finden Sie weitere Empfehlungen, um Ihren digitalen Konsum nachhaltiger zu gestalten. Ich für meinen Teil habe beschlossen, sobald ich diesen Artikel fertig geschrieben habe, Google Chrome von meinem Mobiltelefon zu entfernen und stattdessen Ecosia herunterzuladen. Ich werde mir auch Mühe geben, meinen E-Mail-Posteingang regelmässiger aufzuräumen. Welche Empfehlungen möchten Sie in die Praxis umsetzen?
Virginie Jaquet
Mehr zum Thema Nachhaltigkeit
>> Wir brauchen die Mobilitätswende
>> Wie können Mitarbeiter den Betrieb zu mehr Umweltschutz bewegen?