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Das Online-Magazin der Angestellten Schweiz

Teilzeitjobs – Angebot und Nachfrage klaffen immer weiter auseinander

Die Nachfrage nach Teilzeitstellen steigt rasant, das Angebot nimmt aber nur schleppend zu. Das ist für unsere Wirtschaft schlecht – die Arbeitgeber müssen über die Bücher.

Seit Anfang 2018 sind die Klicks auf Teilzeit-Stellenanzeigen stetig gestiegen. Im Januar 2018 lag der Anteil der Klicks auf Teilzeit-Jobs im Vergleich zu allen Stellenanzeigen-Klicks noch bei knapp 29%. Im Januar 2021, drei Jahre später, machte er bereits gut 37% aus. Dies teilt jobchannel mit, der führende Anbieter für das gezielte Rekrutieren von Fachkräften mittels spezialisierten Job- und Fachplattformen (wie z. B. good-jobs.info, an der die Angestellten Schweiz mitbeteiligt sind). jobchannel wertete die Aktivitäten der Jobsuchenden auf den von ihr betriebenen über 150 Plattormen aus. Mit über 26 Millionen Stellenanzeigen-Klicks und gegen einer Milliarde in Job-Abos versendeten Stellenanzeigen pro Jahr in sämtlichen Branchen sind die Daten repräsentativ.

Lockdown-Effekt?

Auffallend ist, dass die Klicks auf Stellenanzeigen im ersten Halbjahr bis zu einem Viertel geringer waren als im Vorjahr, was allerdings für die Teilzeit-Stellenanzeigen nicht zutrifft, dort war die Abnahme nur geringfügig. Ausserdem stiegen sie ab Juni 2020 im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich wieder über 20% an.

jobchannel hat zwei mögliche Erklärungen dafür, dass nach dem Lockdown die Teilzeitjobs vermehrt gefragt waren. Entweder waren diverse Personen aufgrund von Kurzarbeit auf zusätzliches Nebeneinkommen angewiesen. Oder die klassische Rollenverteilung zuhause relativierte sich ein Stück weit in der Zeit, als die meisten im Home-Office arbeiteten. Bisher hauptverdienende Elternteile könnten sich vermehrt für Teilzeitstellen interessiert haben. Zu begrüssen wäre es ja, wenn die Männer sich mehr im Haushalt engagieren und auch Teilzeit arbeiten würden!

Aus Sicht der Angestellten Schweiz gibt es noch eine dritte mögliche Erklärung, die allerdings weniger erfreulich wäre: Frauen wurden von der Coronakrise stärker betroffen als Männer. Sie suchen eher nach Teilzeitstellen als Männer.

Die meistgesuchten Jobs sind nicht die meistausgeschriebenen

Die Auswertung der Daten brachte eine weitere Diskrepanz zutage: Was die Stellensuchenden gerne arbeiten möchten, ist nicht das, was im Arbeitsmarkt am meisten gefragt ist. So wurden die weitaus meisten Teilzeitjobs in der Gebäudereinigung gesucht (gut 46 000), der Arbeitsmarkt benötigte aber vor allem Arbeitskräfte im Gesundheitsbereich: Pflegefachpersonen (rund 4300), gefolgt von Fachangestellten Gesundheit (1300). Auch Ärzt*innen und Medizinische Praxisassistent*innen waren gefragt. Bei den meistgesuchten Teilzeitjobs tauchten die Pflegefachpersonen erst an zehnter Stelle auf (knapp 12 000).

Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den Sachbearbeiter*innenjobs, respektive Administrativen Assistent*innen: Je um die 33 000 suchten einen Teilzeitjob in diesen Berufen, bei den ausgeschriebenen Teilzeitstellen tauchte die Sachbearbeitertätigkeit an siebter Position auf (knapp 300 Stellen), die Administration schaffte es nicht unter die ersten zehn.

Pflegeberufe müssen attraktiver werden

Dass im Gesundheits- und Pflegebereich ausgerechnet in Pandemiezeiten Personalmangel herrscht, ist beunruhigend. Es ist nicht damit getan, die ausserordentlichen Leistungen der Pflegenden zu beklatschen und dann zur Tagesordnung überzugehen. Diese Menschen verdienen für ihre qualifizierte Arbeit endlich auch mehr Anerkennung in Form von mehr Lohn – wie dies die Pflegeinitiative fordert. Das findet gemäss einer Umfrage des Instituts gfs Ende des letzten Jahres auch eine Mehrheit der Bevölkerung in der Schweiz.

Bezüglich der Löhne im Pflegebereich steht die Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern sehr schlecht da, wie ein Ranking der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) zeigt. Verglichen wird der Durchschnittslohn von Pflegefachkräften in Spitälern im Verhältnis zum Durchschnittslohn im jeweiligen Land. Verdienen die Pfleger*innen in Chile, dem Spitzenland, 184% des Durchschnittslohns, sind es im Schnitt der OECD-Länder immer noch 115%. In der Schweiz hingegen magere 85%. Dieser Wert wird zum Beispiel von unserem Nachbarland Deutschland mit 113% deutlich übertroffen.

Es braucht mehr Teilzeitstellen

«Wie die nur geringe Zunahme der offenen Teilzeitjobs zeigt, besteht in Sachen Teilzeitarbeit weiterhin Sensibilisierungsbedarf». Dieses Fazit zieht Jobchannel aus ihrer Untersuchung. Die Angestellten Schweiz können dem nur beistimmen. Die Arbeitgeber müssen bezüglich der Schaffung von Teilzeitstellen flexibler werden. Schaffen Sie mehr Teilzeitstellen und bringen so die Nachfrage und das Angebot besser zur Passung, wirken sie auch aktiv dem Fachkräftemangel entgegen.

Für Teilzeitjobs gibt es übrigens die Jobplattform TeilzeitKarriere.ch, die von Jobchannel übernommen wurde. Sie ist der beste Beweis dafür, dass sich Teilzeit und Karriere nicht ausschliessen müssen.

Hansjörg Schmid

Dienstag, 23. Mär 2021

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