So wirkt sich Covid auf das Kündigungsverhalten der Unternehmen aus
Hat die Pandemie dazu geführt, dass Unternehmen vermehrt Angestellte kündigen? Eine aktuelle Umfrage zeichnet ein differenziertes Bild.

Sie haben sich vielleicht auch schon gefragt: Diente Covid-19 gewissen Unternehmen als Vorwand, um Personal abzubauen? In einer Umfrage des Personaldienstleisters Von Rundstedt und der Zeitschrift HR Today wiesen 70% der 950 HR- und Führungspersonen aus den unterschiedlichsten Branchen in KMU und grossen Unternehmen diesen Vorwurf von sich. Die Frage ist schwierig zu beantworten, die Situation ist komplex. Dies zeigen die im Whitepaper «Kündigungspraxis in der Schweiz» Ergebnisse der Umfrage über die Auswirkungen von Covid auf die Kündigungen in unserem Land.
Der Einfluss ist eher indirekt
Schaut man sich die Entwicklung der Kündigungen und die Gründe dafür an, dann stellt man einen Einfluss von Covid zwar fest, aber dieser ist mehr indirekt als direkt. Die Unternehmen gaben nämlich in weniger als 15% der Fälle an, das Ziel von Kündigungen sei ein Personalabbau. Viel gewichtiger waren mit gegen 45% organisatorische Änderungen sowie mit deutlich über 30% individuelle Kündigungsgründe. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Pandemie strukturelle Veränderungen in den Unternehmen beschleunigt hat und jetzt Fachkräfte mit anderen Kompetenzen gefragt sind. Dies deckt sich mit den Beobachtungen der Angestellten Schweiz. Die Massenentlassungen in der Industrie, die der Verband während der Pandemie begleitete, hatten nie Corona als einzigen Grund. Hauptgrund war Corona wohl nur in Branchen, die von den Massnahmen gegen die Pandemie direkt und sehr stark betroffen waren, wie das Gastgewerbe oder die Reisebranche.
Die Angestellten Schweiz machen immer wieder auf die dynamischen Entwicklungen im Arbeitsmarkt aufmerksam und ermuntern ihre Mitglieder, sich für die neue Arbeitswelt fit zu halten oder zu machen. Dazu bietet der Verband eine Reihe von Angeboten wie den Career Booster, ein breites Weiterbildungsangebot sowie Fachartikel auf Apunto-Online (siehe Kasten).
Zumindest bis zum Zeitpunkt der Erhebung (von 2021 wurden 4 bis 8 Monate berücksichtigt) wurden nicht mehr Kündigungen als in den beiden Jahren davor verzeichnet. Die Beschäftigtenzahlen entwickeln sich in Krisen zwar immer mit Verzögerung, aber die Angestellten Schweiz durften feststellen, dass es zu weniger Massenentlassungen kam als zu Beginn der Pandemie befürchtet.
Kündigung älterer Mitarbeitenden nicht mehr tabu
Die Hemmungen der Arbeitgeber, Angestellte über 60 zu kündigen, sind kleiner geworden. Rund 38% der befragten Unternehmen praktizieren dies. Da hilft es auch nicht, wenn das Bundesgericht kürzlich einen Entscheid gefällt hat, der den Kündigungsschutz älterer Mitarbeitender schwächt (siehe dazu unseren Rechtsartikel). Wenn Sie zur Gruppe der älteren Angestellten gehören, empfehlen wir Ihnen, weiterhin die Angebote der Angestellten Schweiz zu nutzen, um arbeitsmarktfähig zu bleiben (siehe Kasten).
Häufig wird älteren Arbeitskräften statt einer Kündigung auch eine Frühpensionierung angeboten. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels wäre eine Weiterentwicklung der Arbeitskräfte mittels Weiterbildung und Bildung ans Unternehmen in vielen Fällen sicher sinnvoller.
Ordentlich Gekündigte werden zu fast 80% freigestellt, gegen 50% erhalten eine finanzielle Abfindung und gut 60% eine Outplacement-Unterstützung. Aus Sicht der Angestellten Schweiz ist ein Outplacement klar sinnvoller als eine Abfindung.
Arbeitszeugnisse und Referenzen verlieren an Wert
Interessante und je nach Sichtweise besorgniserregende Entwicklungen ergeben sich in Bezug auf die Arbeitszeugnisse und das Erteilen von Referenzen bei Bewerbungen. In 19% der Unternehmen sind Arbeitszeugnisse unwichtig, in 27% nicht so wichtig. Schuld daran sind gemäss dem Whitepaper «Zielkonflikte der teilweise widersprüchlichen Gesetzgebung». Zudem sei das Arbeitszeugnis im Kündigungsfall für Unternehmen häufig der «preisgünstigste Verhandlungsgegenstand». Ob die schwindende Relevanz der Arbeitszeugnisse für Sie ein Vor- oder ein Nachteil ist, hängt von Ihrer Situation ab – sie müssen sich dessen einfach bewusst sein.
Eher beunruhigend für Sie als Arbeitnehmende*r ist die geringe Bereitschaft der Vorgesetzten, Referenzauskunft zu geben. Nur 19% bieten dies bei Kündigungen oft an, 25% manchmal, 32% gar nie. Bei leistungs- oder verhaltensbezogenen Kündigungen ist die Bereitschaft noch geringer, aber in diesem Fall wäre die Referenz wohl sowieso nicht förderlich.
Eine Kündigung kann jede*n treffen. Mit den Angestellten Schweiz haben Sie aber einen Verband an Ihrer Seite, der Sie im Falle des Falles kompetent berät und ihnen hilft, arbeitsmarktfähig zu bleiben.
Hansjörg Schmid
So bleiben Sie fit für die moderne Arbeitswelt
Es ist das Ziel der Angestellten Schweiz, ihre Mitglieder so zu unterstützen, dass sie in der modernen Arbeitswelt jederzeit arbeitsmarktfähig bleiben. Darum informieren wir Sie auf Apunto-Online regelmässig über die aktuellen Trends und Entwicklungen in der Arbeitswelt.
Wir bieten Ihnen mit dem Career Booster aber auch ein cleveres Werkzeug an, mit dem sie elegant herausfinden können, wo Sie aktuell bezüglich Ihrer Arbeitsmarktfähigkeit stehen und wie Sie sich beruflich weiterentwickeln können.
Weiter kommen Sie auch mit unseren Schulungen, in denen Sie sich die Skills für die Arbeitswelt von heute um morgen aneignen können.