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Das Online-Magazin der Angestellten Schweiz

Nachhaltige Pensionskassen

Pensionskassen müssen ihren Beitrag für eine nachhaltige Schweiz leisten.Wie sie das tun können, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Ende Januar gab Pierre Derivaz, Rechtsanwalt der Angestellten Schweiz, sieben Tipps, wie Angestellte ihr Unternehmen zu mehr Klimaschutz bewegen können. Er betonte, dass diese «am meisten Einfluss gemäss geltendem Recht aber nicht unbedingt im Unternehmen selbst, sondern in der Pensionskasse» hätten. Je nach Art der Vorsorgelösung können die Arbeitnehmervertrete nämlich ein Mitentscheidungsrecht über die Anlagestrategie der Pensionskasse haben. Diese Strategie kann auf Kriterien der Nachhaltigkeit und sozialen Verantwortung ausgerichtet werden. Orientieren sich die Pensionskassen tatsächlich an solchen Kriterien? Der WWF wollte es wissen und machte eine Studie dazu.

Generationenübergreifende Mission mit Nachhaltigkeitsanspruch

Die Schweizer Pensionskassen verfügen über ein Vermögen von rund 900 Milliarden Franken. Dies stellt die WWF-Vergleichsstudie über die Pensionskassen fest. Deren Anlagestrategie hat daher einen erheblichen Einfluss auf die Gesellschaft. Wie Thomas Vellacott, Generaldirektor des WWF Schweiz, betont, ist die berufliche Vorsorge «aufgrund ihres generationenübergreifenden Auftrags prädestiniert, die Nachhaltigkeit als integralen Bestandteil ihrer Tätigkeiten wahrzunehmen».

Die erstmals 2015/2016 und ein zweites Mal 2018/2019 durchgeführte WWF-Pensionskassenvergleichsstudie analysierte die Situation der 20 grössten Schweizer Pensionskassen. Die Umweltorganisation untersuchte unter anderem den Ansatz der Pensionskassen bezüglich verantwortungsbewusster Investitionen. Zum Beispiel, ob sie ESG-Faktoren (ESG steht für Environment, Social, Governance und bezieht sich auf Nachhaltigkeit in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) in die finanzielle Bewertung ihrer Investitionen integrieren oder ein negatives oder positives Screening durchführen, sei es dass sie Ausschlusskriterien oder "Best-in-Class" definieren.

Noch zu wenig Fortschritte

Die Schweiz ist im Rückstand. Während die Europäische Union Richtlinien für die nachhaltige Anlage von Pensionskassen festgelegt hat, hat die Schweiz bisher wenig unternommen. Der einzige Fortschritt ist die Annahme der Minder-Initiative. Die Pensionskassen müssen nun ihr Stimmrecht an den Generalversammlungen der börsenkotierten Schweizer Unternehmen ausüben.

Drei Pensionskassen identifiziert der WWF als Pioniere: die Bernische Pensionskasse, die «Caisse de prévoyance de l’Etat de Genève» und die Pensionskasse Stadt Zürich. Obwohl diese drei Kassen als Pioniere beschrieben werden, stellt der WWF fest, dass auch sie eine Lücke zu schliessen haben, insbesondere was die Bewertung der Auswirkungen ihrer Investitionen auf die Nachhaltigkeit betrifft sowie die systematische Integration von Nachhaltigkeitsfaktoren mit dem Ziel, diese Auswirkungen zu verbessern.

Die WWF-Studie bewertet zwei Aspekte: Transparenz und Dokumentation sowie eine verantwortungsvolle Anlagepolitik. Von den 20 Pensionskassen, die an der Studie teilgenommen haben, stellen 13 ihre Anlagevorschriften zur Verfügung und 12 kommunizieren ihre Politik in Bezug auf verantwortungsvolle Anlagen. Die meisten stützen sich auf die ESG-Faktoren und beziehen diese vollständig oder weitgehend ein. Auf der anderen Seite bewerte nur eine Minderheit die Klimaauswirkungen verschiedener Anlageklassen, schreibt der WWF.

Was die Ausübung des Stimmrechts an den Generalversammlungen betrifft, erläutern 16 Pensionskassen ihre Politik in diesem Bereich, eine tut dies auf Anfrage und zwei erklären, den Empfehlungen externer Berater zu folgen.

Handeln Sie als Angestellte*r

Die Studie konzentriert sich auf die Situation von nur 20 Pensionskassen, fast alle im öffentlichen Bereich (Kantone oder Städte). Wie steht es um die anderen Pensionskassen – um Ihre? Um es herauszufinden, können Sie als Arbeitnehmer*in und Versicherte*r direkt bei Ihrer Pensionskasse nachfragen. Der WWF hat zu diesem Zweck einen Leitfaden erstellt, in dem Fragen aufgeführt sind, die an Ihre Pensionskasse zu stellen sind oder die Sie sich selbst stellen sollten.

Wenn Sie im Stiftungsrat einer Pensionskasse sind, können Sie oft direkt Einfluss auf die Ausrichtung der Pensionskasse nehmen. Liegt die Festlegung der Anlagestrategie in der Kompetenz des Stiftungsrats, was bei autonomen und teilautonomen Pensionskassen grundsätzlich der Fall ist, können Sie als Arbeitnehmer- oder Arbeitgebervertreter*in eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Anlagestrategie wählen.

Konkret können Sie Massnahmen zur Erhöhung der Transparenz innerhalb der Pensionskasse umsetzen und auf Richtlinien drängen, die die ESG-Risiken berücksichtigen (z.B. diejenigen des Pensionskassenverbands ASIP). Der WWF gibt am Ende der Studie ebenfalls Empfehlungen ab und führt für die 20 untersuchten Pensionskassen im Detail Massnahmen auf, die sie ergreifen sollten und wo Verbesserungspotenzial besteht – Massnahmen, die andere dazu inspirieren könnten, das gleiche zu tun.

Virginie Jaquet

Mittwoch, 18. Mär 2020

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