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Das Online-Magazin der Angestellten Schweiz

Mit Design Thinking zur innovativen Lösung

Warum haben eigentlich Apple, Tesla oder Airbnb so coole Produkte und Leistungen? Ein Grund dafür ist: sie wenden Design Thinking an. Wir erklären Ihnen in diesem Beitrag, was Design Thinking ist, wo es angewendet werden kann (auch von Ihnen!) und warum sich damit innovative Lösungen erarbeiten lassen.

Walter Gropius, der Begründer des Bauhauses, wagte vor rund hundert Jahren den Ausbruch aus dem Schubladendenken. Er umgab sich mit Persönlichkeiten verschiedenster kreativer Disziplinen: Architekt*innen, Künstler*innen, Musiker*innen, Schauspieler*innen, Gestalter*innen… Gropius versprach sich, dass durch deren unterschiedliche Sichtweisen neue Ideen entstehen. Diese verwirklichten sich dann auch. Die Bauhausarchitektur beeinflusst die Bauweise bis heute sehr stark und Möbel wie der Freischwingerstuhl oder die Bauhaus-Tischlampe sind Design-Klassiker, die nichts von ihrer Attraktivität eingebüsst haben. Was gutes Design leisten kann, zeigt sich eindrücklich im Bauhaus-Musterhaus, das in Weimar zu besichtigen ist. Es ist wohl auch heute noch das perfekte Einfamilienhaus. Alles ist durchdacht: Praktische Küche mit kurzen Wegen, Durchblick ins Ess- und Kinderzimmer, Zentralheizung, in die Wand eingelassene Leselampen, in der Mitte ein grosses Wohnzimmer mit Oberlichtern. Das Haus wirkt cool, aber trotz der schnörkellosen Modernität nicht kühl.

Der Stanford-Professor David Kelley nahm sich das Bauhaus zum Vorbild und übertrug zusammen mit Larry Leifer und Terry Winograd den ursprünglich künstlerisch-gestalterischen Denkansatz auf wirtschaftliche und politische Fragestellungen. Sie prägten den Begriff «Design Thinking» und gründeten die Design- und Innovationsagentur IDEO und später die «d.school», welche Design Thinking lehrten und vermarkteten. Den Weg in die unternehmerische Praxis half dann wieder ein Deutscher ebnen: Hasso Plattner, der Gründer von SAP, war vom Ansatz begeistert. Bei SAP wird alles mit Design Thinking entwickelt – mit grossem Erfolg. 2005 wurde die d.school in «Hasso Plattner Institute of Design» umbenannt. Nach dessen Vorbild nahm 2007 die «HPI School of Design» am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam den Betrieb auf.

Design Thinking hilft, komplexe Probleme zu lösen

Bei Design Thinking wird meist von einem Denkansatz und nicht von einer Methode gesprochen. «Design Thinking ist eine Denkweise oder ein Problemlösungsprozess. Es handelt sich um ein Bündel von sehr unterschiedlichen Methoden, die je nach Situation und Fragestellung ausgewählt werden.» So erklärt Michael Klaas den Ansatz. Er unterrichtet Digitales Marketing, Service Design and Design Thinking an der Universität St. Gallen und der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW. Michael Klaas ist auch Referent des Kurses «Design Thinking – entdecken und nutzen der eigenen Kreativität» der Angestellten Schweiz (siehe Kasten).

Design Thinking wird gerne im Umfeld komplexer Problemstellungen eingesetzt. «Dabei wird das Problem oft in einzelne Elemente aufgebrochen oder von sehr unterschiedlichen Kundenperspektiven beleuchtet, um dann frühzeitig über Prototypen Lösungsalternativen zu testen.», erklärt Michael Klaas die Vorgehensweise.

Beim Design Thinking ist die Offenheit ganz wichtig. Der Ansatz unterscheidet sich von anderen dadurch, dass nicht mit der Lösung begonnen wird. Vielmehr wird erst einmal festgestellt, wo überhaupt Änderungsbedarf besteht und was in Zukunft anders und besser sein soll.

So funktioniert es

Das Vorgehensmodell des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam umfasst sechs Schritte:

  1. Verstehen: Das zu Beginn bestehende Problem wird in einem interdisziplinär zusammengestellten Team aus mehreren Personen definiert. Wichtig dabei ist, ein gemeinsames Verständnis für das Problem zu schaffen und sich klar darüber zu werden, was für wen unter welchen Rahmenbedingungen geschaffen werden soll und wie der Endzustand aussehen soll.
  2. Beobachten: Dabei geht es darum, sich in die Kundin, den Kunden hineinzuversetzen. Methoden dazu können Interviews oder Rollenspiele sein.
  3. Standpunkt definieren: Die Ergebnisse der ersten beiden Schritte werden vereint. Techniken dafür können Personas (erfundene Charaktere, die eine typische Kundengruppe repräsentieren) oder Point-of-View (schriftliche, umsetzbare Aussage, die das Problem ausdrückt, das das Designteam zu lösen versucht) sein.
  4. Ideen finden: Mittels Brainstorming werden ganz viele (es können 100 oder mehr sein) Ideen gesammelt – seien sie noch so verrückt oder utopisch. Die Resultate werden strukturiert und priorisiert. Dabei kommen Kriterien wie Effizienz, Umsetzbarkeit oder Wirtschaftlichkeit zur Anwendung.
  5. Prototyp: Zur Veranschaulichung wird ein Prototyp erstellt, der weder perfekt noch vollendet sein muss. Je einfacher, desto besser. Zum Einsatz kommen Post Its, Rollenspiele, Storyboards oder häufig auch Modelle, die zum Beispiel aus Lego zusammengebaut sind.
  6. Testen: Der Prototyp wird nun getestet. Ganz wichtig ist dabei das Feedback, das eingeholt wird. Es wird zur Verbesserung des Produkts verwendet. Ideen, die nicht funktionieren, können auch verworfen werden. Das Produkt wird laufend verbessert, getestet, verbessert, getestet, verbessert… bis die Kundin, der Kunde zufrieden ist.

Breites Einsatzgebiet

Michael Klaas wendet Design Thinking überall an, wo er kann – sie dies zu Hause, in Projekten, im Team oder an Lehrveranstaltungen. «Ich setze mir hier keine Grenzen», betont er. «Es ist jedoch wichtig, dass ein menschliches Element enthalten ist», betont er. Dieses menschliche Element kann zum Beispiel die Kundenperspektive sein.

Der Ansatz eignet sich im Grunde für jedes Problem, dessen Lösung noch unbekannt ist. Zum Beispiel für neue Vertriebswege, Unternehmensstrukturen, gesellschaftliche oder politische Herausforderungen. Ebenso aber auch für Arbeitsabläufe, die Organisation eines Teams oder Projekts. Design Thinking ist also auch bestens geeignet, Probleme an Ihrem Arbeitsplatz helfen zu lösen.

Neben den erwähnten Unternehmen wenden unzählige weitere auf der ganzen Welt Design Thinking an, «oft in unterschiedlicher Ausprägung oder für einen spezifischen Zweck», weiss Michael Klaas. Er selbst hat in den letzten 15 Jahren Projekte «in jeder erdenklichen Branche» begleitet.

Dass Design Thinking auch mal schwierig umzusetzen sein kann, soll hier nicht unerwähnt bleiben. Die meisten Unternehmen sind noch immer in starre Abteilungen gegliedert. Das Verständnis für Interdisziplinarität fehlt vielleicht und die Zusammensetzung entsprechender Teams kann hindernisreich sein. Gewisse Menschen können mit dem Denkansatz vielleicht auch wenig anfangen. Oft ist auch die Bereitschaft nicht vorhanden, genügend Zeit für die Entwicklung einer Lösung zur Verfügung zu stellen.

Wenn aber die Rahmenbedingungen stimmen, entstehen mit Design Thinking Produkte und Lösungen, die wirklich neu, innovativ und zukunftsträchtig sind und Probleme lösen. Probieren Sie es aus! Wir unterstützen Sie dabei unserem Kurs «Design Thinking – entdecken und nutzen der eigenen Kreativität» (siehe Kasten).

Hansjörg Schmid

Donnerstag, 28. Okt 2021

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Kurs «Design Thinking – entdecken und nutzen der eigenen Kreativität»

«Design Thinking ist etwas, das erlebt werden muss, um es zu verstehen» sagt Michael Klaas, Dozent für Design Thinking und Leiter des Kurses. In der Schulung erleben Sie Design Thinking deshalb sehr interaktiv. Sie werden viel ausprobieren und versuchen, umzusetzen. Sie lernen unterschiedliche Methoden zum Verständnis von Problemstellungen und zum Erkennen von Bedürfnissen ebenso kennen wie Kreativitätstechniken und Ansätze zum Prototyping. Michael Klaas gibt den Teilnehmenden «einen Baukasten von Methoden für das Design Thinking» mit, «welchen sie hoffentlich direkt einsetzen können».

Den Kurs können Sie als Schulung für Gruppen (nach Mass) buchen. Er wird zu einem späteren Zeitpunkt auch als Kurs für Einzelne ausgeschrieben werden.