Kurzarbeit – eine Massnahme, die sich bewährt hat
In den letzten Jahren hat die Schweizer Industrie substanzielle Krisen durchgemacht. Massnahmen wurden entwickelt, um die Folgen gerade auch für die Angestellten abzumildern. Eine davon ist die Kurzarbeit. Eine neue Studie hat deren Wirkung untersucht.
Am 7. März konnte Swissmem, der Arbeitgeberverband der MEM-Industrie, für die Branche erfreuliche Zahlen bekanntgeben. Nach schwierigen Jahren aufgrund der Finanzkrise und der Aufhebung der Untergrenze Franken/Euro, sieht die Zukunft der Industrie wieder rosig aus. 2017 stiegen die Umsätze in der Branche im Vergleich zum Vorjahr um 9,4%. Ebenso erfreulich entwickelten sich die Bestellungen (+7,5% verglichen mit 2016).
Gegensätzliche Strategien
Bevor sich die Dinge zum Guten wendeten, mussten die Unternehmen Massnahmen zur Überwindung der Krise ergreifen. Die einen haben dabei nur an die Finanzzahlen gedacht und ohne soziale Verantwortung radikal zu Entlassungen und Verlagerungen gegriffen. Andere Unternehmen haben hingegen auf die Beschäftigung in der Schweiz gesetzt. Ihnen standen zwei Wege offen: Die Wochenarbeitszeit für eine beschränkte Zeit zu erhöhen, wie es der Gesamtarbeitsvertrag der MEM-Industrie möglich macht, oder die Kurzarbeit einzuführen, also die Arbeitsstunden zu reduzieren. In diesem Beitrag betrachten wir diese zweite Möglichkeit im Detail.
Die Kurzarbeit hat zum Ziel, einen vorübergehenden Einbruch der Geschäftsaktivitäten aufzufangen und Arbeitsstellen zu erhalten. Es handelt sich um eine zeitlich begrenzte Arbeitszeitreduktion im Einverständnis mit den Angestellten. Willigen diese ein, erhalten sie nach einer Karenzfrist (aktuell 1 Tag) für die Stunden, die sie nicht arbeiten, eine Entschädigung von 80% des verloren gegangenen Lohns. Die Massnahme ermöglicht ihnen, die Stelle zu behalten und ihre soziale Absicherung ist gewährleistet.
Neue Studie beweist: Kurzarbeit zeigt Wirkung
Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft weisen im Jahr 2009 auf einen Höhepunkt der Kurzarbeit hin. Auch nach der Aufhebung der Währungsgrenze 2015 machten Unternehmen davon Gebrauch, wenn auch in geringerem Masse. Zwei Forscher der Konjunkturforschungsstelle KOF haben sich kürzlich mit der Wirkung der Kurzarbeit beschäftigt. Bisherige Studien sind bezüglich der Wirkung von Kurzarbeit zu eher zwiespältigen Schlüssen gekommen. Das ist diesmal nicht der Fall. Die Forscher Daniel Kopp und Michael Siegenthaler konnten aufzeigen, dass die Kurzarbeit in der Tat Stellen zu retten vermochte. Darüber hinaus entlastet sie die Arbeitslosenkassen finanziell.
Daniel Kopp und Michael Siegenthaler haben festgestellt, dass in den Unternehmen, bei denen der Antrag auf Kurzarbeit abgelehnt wurde, in den folgenden zwei Trimestern mehr als 4% der Angestellten entlassen wurden. In den Unternehmen, in denen der Antrag auf Kurzarbeit angenommen wurde, waren es lediglich 2%. Die Studie zeigt auch, dass besonders die Gelernten dank der Kurzarbeit die Stelle halten konnten.
Ein anderes Untersuchungsfeld waren die Auswirkungen auf die Finanzen der Arbeitslosenkassen. Die zwei Forscher machten diesbezüglich Schätzungen. Sie kamen zum Schluss, dass die Kassen dank der Kurzarbeit pro Unternehmen zwischen 650 und 1200 Tagessätze sparten. Dies entspricht mehreren hundert Millionen Franken, ist also nicht vernachlässigbar. Zusammenfassend darf man feststellen: Die Studie belegt, dass die Kurzarbeit nützlich ist und ihren Zweck erfüllt.
Virginie Jaquet
Die KOF Konjunkturforschungsstelle
Die KOF forscht unabhängig zur schweizerischen und internationalen Konjunktur.Sie greift strukturelle und wirtschaftspolitische Fragen mit gesellschaftlicher Relevanz auf.
Die KOF hat zum Beispiel verschiedene Studien zum Frankenschock publiziert.
Rechtsartikel der Angestellten Schweiz zum Thema Arbeitslosigkeit
>> Darf die Arbeitslosenkasse bei einer Selbstkündigung Sperrtage verfügen?