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Industrie 4.0 in der Schweiz auf Kurs

Ein massgeblicher Teil der Schweizer MEM-Industrie setzt die Industrie 4.0 bereits um oder plant es zu tun. Allerdings existieren Projekte zumeist erst in Teilbereichen. Damit wird das Potenzial noch nicht vollständig ausgeschöpft.

Die beiden Arbeitgeberverbände Swissmem und Swissmechanic wollten es wissen: Wie weit ist die Industrie 4.0 in den ihnen angeschlossenen Betrieben – den Grossunternehmen respektive KMU – fortgeschritten? Sie führten dazu eine Umfrage durch. Die Auswertung zeigt, dass das Thema angekommen ist. Die Umsetzung ist gut angelaufen, es gibt aber noch einige Hausaufgaben zu erledigen.

Unbestrittener Nutzen

Der Nutzen der Industrie 4.0 ist für vier Fünftel der Befragten gegeben. Allerdings sehen ihn viele Unternehmen nur in ausgewählten Bereichen. Das Bewusstsein, dass die Industrie ihr volles Potenzial nur entwickeln kann, wenn sie flächendeckend umgesetzt wird, scheint vielerorts noch zu fehlen.

Die meisten KMU sehen die grössten Möglichkeiten der Industrie 4.0 im Bereich der Steigerung der Produktivität (48%) und der Schaffung von Zusatznutzen für den Kunden (47%). Bei den Grossunternehmen zeigt sich ein ähnliches Bild, lediglich die Reihenfolge ist vertauscht und die Werte betragen sogar über 60%.

Dass nur ein Drittel der KMU einen Nutzen in der flexibleren Fertigung und sogar lediglich ein Fünftel in der wirtschaftlichen Herstellung individualisierter Teile sieht, erstaunt. Diese beiden Aspekte werden nämlich oft als Treiber für die Industrie 4.0 angesehen.

Umsetzung in Grossunternehmen weiter als in KMU

Über 40% der Betriebe, welche Angaben zum Umsetzungsgrad machten, haben Industrie-4.0-Projekte in Planung. Gar über 50% haben solche bereits in Arbeit und wiederum gut 40% haben sie bereits umgesetzt. Die Werte für die KMU liegen generell um rund einen Drittel tiefer.

Auch bei der Umsetzung zeigt sich deutlich, dass die Industrie 4.0 noch kein flächendeckendes Thema ist. Die Autoren der Erhebung schliessen daraus, dass der Nutzen teilweise noch unklar ist respektive, dass sich die Unternehmen erst am Anfang der industriellen Revolution befinden.

Wie bei der Beurteilung des Nutzens stehen auch bei der Umsetzung vor allem die Kunden im Fokus, nämlich für 39% der Unternehmen. Danach folgen die Bereiche Produktionsprozesse und Wartung/Instandhaltung. Der Bereich neue Geschäftsmodelle wird vorderhand stiefmütterlich behandelt. 41% sehen darin aber grosse Chancen. Viel Potenzial wird bei der Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten geortet.

Fehlende personelle Ressourcen als Haupthindernis

Das mit 47% mit Abstand am meisten genannte Hindernis für die Umsetzung der Industrie 4.0 sind fehlende personelle Ressourcen. Dies deckt sich mit den Erkenntnissen einer Studie des Beratungsunternehmens Deloitte (siehe dazu den Beitrag „Der Werkplatz 4.0 kommt – noch fehlen aber Talente“).

Weitere wichtige Hindernisse für die Industrie 4.0 sind eine fehlende, ganzheitliche Strategie, eine ungenügende oder unklare Wirtschaftlichkeitsrechnung und fehlendes Know-how für entsprechende Projekte.

Zusammenfassend kann festgestellt werden: Die Industrie 4.0 ist in der Schweiz auf gutem Weg. Um ihr volles Potenzial ausschöpfen zu können, müssen aber noch Wissenslücken gestopft werden. Vor allem aber braucht es Fachkräfte, die wissen, wie man Industrie-4.0-Projekte umsetzt. In sie ist zu investieren, indem sie aus- und weitergebildet werden. Die Angestellten Schweiz sind überzeugt, dass damit die Transformation unserer stolzen Industrie gelingen kann und der Werkplatz Schweiz ein attraktiver Arbeitsort bleibt.

Hansjörg Schmid

Mittwoch, 19. Apr 2017

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Die Industrie 4.0 kurz erklärt

Unter Industrie 4.0 wird gemäss dem Beratungsunternehmen Deloitte eine weitere Entwicklungsstufe der Organisation und Steuerung des gesamten Wertschöpfungsprozesses der verarbeitenden Industrie verstanden. Sie wird auch als „vierte industrielle Revolution“ bezeichnet. Kernelement der Industrie 4.0 sind Netzwerke von sozialen Maschinen, die analog zu sozialen Netzwerken im Internet organisiert sind. Mit ihnen entsteht ein intelligentes Netzwerk von Maschinen, Objekten, IT-Systemen, Produkten und Menschen, die die gesamte Wertschöpfungskette und den gesamten Produktionszyklus umfasst. Über Sensoren und Steuerelemente werden Maschinen mit Anlagen, Flotten, Netzwerken und Menschen verknüpft. Schlüsseltechnologien sind 3-D-Druck, Sensorik, Robotik, künstliche Intelligenz, Drohnen, Nanotechnologie und Biotechnologie. Ein gewichtiger Vorteil der Industrie 4.0 ist die Möglichkeit, Produkte zuerst virtuell herstellen zu können, bevor sie dann konkret gebaut werden.

Fakten zur Umfrage

Insgesamt ergab die Umfrage 373 gültige Antworten. Knapp vier Fünftel davon stammen von KMU. Die Maschinenbauer bilden mit rund 25% die grösste Gruppe der Antwortenden, gefolgt von den Komponentenherstellern (knapp 20%).

Ein internationaler Vergleich mit ähnlichen ausländischen Erhebungen wurde leider nicht gemacht.