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Home-Office hat sich etabliert – jetzt muss es klar geregelt werden

Eine Umfrage der plattform zeigt: Das Home-Office wurde im Zuge der Coronapandemie rege genutzt und findet grossen Zuspruch. Damit es langfristig tragfähig wird, muss aber das Arbeitsgesetz angepasst werden.

Die Coronapandemie hat viele Unternehmen zu einer Hauruckübung gezwungen: Sie mussten ihren Angestellten von heute auf morgen Home-Office ermöglichen, wollten sie ihr Geschäft nicht ganz runterfahren. Wer schon Erfahrungen mit Home-Office oder Coworking gesammelt hatte und es den Angestellten bereits ermöglichte, wie die Angestellten Schweiz, schaffte dies recht locker. Wer sich nicht oder kaum damit beschäftigt hatte, geriet in eine Stresssituation. Dies nicht nur, weil sehr rasch die Technik für Homeoffice bereitgestellt werden musste, sondern auch, weil sich Angestellte mit keiner oder wenig Home-Office-Erfahrung zuerst mental darauf einstellen und sich die notwendigen Kompetenzen aneignen mussten. Dies ist nicht so trivial, wie man denken könnte, besonders wenn man zuhause auch noch Kinder betreuen oder schulen muss (vgl. dazu den Artikel «Wir brauchen neue Kompetenzen»).

Die Hälfte arbeitet im Home-Office – und dies gerne

Es hat aber zum Schluss mit dem Home-Office in den Betrieben mehrheitlich gut geklappt, wie eine Ende Mai 2020 durchgeführte Umfrage der plattform, der politischen Allianz unabhängiger und lösungsorientierter Arbeitnehmer- und Berufsverbände (darunter die Angestellten Schweiz), vermuten lässt. Bis zu ihrer Rückkehr in den Normalbetrieb arbeitete fast die Hälfte der 6400 Antwortenden im Home-Office. 51 Prozent unter ihnen hatten vorher schon gelegentlich zu Hause gearbeitet. Eine überwältigende Mehrheit von 96% gibt an, gut von zuhause aus arbeiten zu können. Nur 15% wollen lieber im Büro arbeiten.

Home-Office ist also spätestens seit Corona weit verbreitet. Eine Mehrheit der Befragten (52%) möchte, dass dies so bleibt. Unter den Home-Office-Gewohnten möchten sogar 63% mehr zu Hause arbeiten. Bei Erwerbstätigen mit Kindern ist dieser Wunsch besonders ausgeprägt.

Soziale Kontakte werden am meisten vermisst

Logischerweise stellt das Home-Office die Erwerbstätigen auch vor Herausforderungen. Am meisten Bauchweh machen den zuhause Arbeitenden die fehlenden sozialen Kontakte. Ebenfalls schwierig finden sie die Koordination mit Arbeitskollegen und Vorgesetzten. Der Kaffee mag also im eigenen Heim besser schmecken, aber das vermag den sozialen Austausch am Kaffeeautomaten nicht aufzuwiegen. 

Man wird sich nach Corona weiterhin regelmässig auch physisch treffen müssen. Eine elegante Lösung dafür ist die Regelung, die die Angestellten Schweiz schon vor Corona eingeführt haben: Am Dienstag ist Office Day. Dann werden möglichst keine externen Termine abgemacht und alle treffen sich in Olten. An den anderen Werktagen kann im Home-Office oder Coworking gearbeitet werden.

Home-Office erfordert gute Infrastruktur und klare Regelungen

Die Umfrage zeigt beim Home-Office deutlich einige Defizite auf. Erschwert wird es vor allem durch mangelnde Infrastruktur (49%) und Technik (37%). Auch wenn über 80% der Unternehmen die Grundinfrastruktur (z.B. Laptop, digitale Kommunikationsmittel) sicherstellen, hört die Unterstützung meist bei der Einrichtung des Home-Arbeitsplatzes auf. Nur 25% der Arbeitgeber leisten einen materiellen oder finanziellen Beitrag an ein ICT-Abo, ein Handy, einen Bildschirm oder an das Mobiliar.

Ein Knackpunkt ist der Gesundheitsschutz. Das betriebliche Gesundheitsmanagement deckt die Situation im Home-Office oft nicht ab. Dies betrifft gemäss der Umfrage vor allem die Ergonomie (90%), aber auch die Work-Life-Balance (35%, bis zu 50% bei Erwerbstätigen mit Kindern). Für 21% ergeben sich auch bei der Arbeitszeiterfassung Unklarheiten.

Die Angestellten Schweiz wenden für Mobile Working ein Reglement und eine Vereinbarung an – so werden Unklarheiten vermieden.

Home-Office muss gesetzlich verankert werden

Das gegenwärtige Arbeitsgesetz ist auf fixe Arbeitszeiten im Betrieb ausgelegt. Es stammt aus dem Industriezeitalter und entspricht den Bedürfnissen unserer Dienstleistungsgesellschaft nicht mehr. Die plattform fordert darum eine Modernisierung des Arbeitsgesetzes, gekoppelt an Präventionsmassnahmen im Bereich Gesundheitsschutz.

Ursula Häfliger, die Geschäftsführerin der plattform, betont: «Wenn Home-Office zur neuen Normalität in der Arbeitswelt gehört, braucht es unbedingt Klarheit bezüglich der Rahmenbedingungen.» Sie denkt dabei insbesondere an drei Handlungsebenen: Regelung der Arbeits- und Ruhezeiten, Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur und Sicherstellung des Gesundheitsschutzes. Fragen zur Erreichbarkeit und der Vergütung der mit der Verrichtung von Home-Office verbundenen Ausgaben müssten ebenfalls Bestandteil der Regelungen sein, ergänzt Ursula Häfliger.

Die plattform wird entsprechende Vorstösse im eidgenössischen Parlament einbringen. Sind sie erfolgreich, dann wird das Home-Office für die Angestellten wie die Betriebe ein Gewinn sein.

Hansjörg Schmid

Mittwoch, 17. Jun 2020

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