Gleiche Arbeit, ungleicher Lohn
Unsere Verfassung verankert das Prinzip der Lohngleichstellung. Für gewisse Arbeitgeber scheint es nicht zu gelten, das zeigte kürzlich ein Bundesgerichtsentscheid. Projekte zur Förderung der Lohngleichheit gibt es aber – in diesem Beitrag lernen sie zwei davon kennen.

Seit mehr als 30 Jahren steht es in der Bundesverfassung, Artikel 8, Absatz 3: Frauen und Männern ist der gleiche Lohn zu bezahlen. Wir sind allerdings noch weit davon entfernt, dass diese Vorgabe in allen Betrieben in der Schweiz angewendet wird. Kürzlich gab das Bundesgericht einer Angestellten Recht, die gegen ihre Ex-Arbeitgeberin, ein Forschungsinstitut, wegen Lohndiskriminierung geklagt hatte. Das ist ein Erfolg, es zeigt aber auch, dass die Lohngleichheit auch im 21. Jahrhundert noch nicht erreicht ist. Die Statistiken bestätigen das Bild: 2012 konnten über 40 Prozent der Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau, welche das Bundesamt für Statistik auswies, objektiv nicht gerechtfertigt werden. Es handelt sich um Lohndiskriminierung.
Notwendige Revision des Gleichstellungsgesetzes
Wenige Frauen wagen in einer solchen Situation eine Klage. Sie riskieren, ihre Arbeit zu verlieren und sich auf einen juristischen Prozess einzulassen, der länger dauern kann. Der Bundesrat hat das Problem erkannt. Er leitete im letzten November eine Revision des Bundesgesetzes über die Gleichstellung von Frau und Mann ein. Deren Ziel ist, der Lohndiskriminierung durch staatliche Intervention einen Riegel zu schieben.
Die Erfahrungen der Vergangenheit haben leider gezeigt, dass es auf Arbeitgeberseite an freiwilligem Engagement mangelt. Das Scheitern des Dialogs über die Lohngleichheit zeugt davon. In der Vernehmlassung zu dieser Revision haben die Angestellten Schweiz betont, dass die Lohndiskriminierung bekämpft werden muss. Der Verband unterstützt den Vorschlag, eine Analyse der Löhne vorzunehmen. Er schätzt den Revisionsvorschlag jedoch als ungenügend ein, es braucht noch Verbesserungen.
Mehr Engagement, mehr Sensibilisierung
Für die Angestellten Schweiz ist klar: Von einer Gleichstellung ihrer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren auch die Arbeitgeber. Das Allheilmittel gegen Lohnungleichheit ist und bleibt ein verstärktes Engagement der Arbeitgeber. Jede Massnahme, auch wenn sie vom Staat verordnet ist, nützt nur so weit, wie sie in den Betrieben umgesetzt wird. In einem Interview im „Bund“ im letzten März betonte Sylvie Durrer, Direktorin des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann, dass von der Lohngleichheit nicht nur die Frauen profitierten, sondern die ganze Wirtschaft und Gesellschaft.
Die Sensibilisierung der Bürger für die Problematik gilt als weiteres geeignetes Mittel, um die Lohngleichheit zu erreichen. Lucia M. Franconi, Soziologin an der Hochschule Luzern, hat das Projekt „gleichstellen.ch“ lanciert. Es will den Dialog um die Gleichstellung von Mann und Frau fördern. Im Projekt präsentiert sie die Resultate ihrer Doktorarbeit, in der sie die Ungleichheit zwischen Frauen und Männern im Berufsleben untersucht hat. Die Resultate werden in einem Film dargestellt, den Romana Lanfranconi realisiert hat. Neben dem Film bietet das Projekt „gleichstellen.ch“ Workshops sowie Dokumente zum Thema Gleichstellung an. Zum Beispiel können Anlässe zum Thema Lohngleichheit in Betrieben durchgeführt werden. Sie sollen dazu dienen, geeignete Massnahmen zu entwickeln.
Im März 2015 startete die Konferenz Chancengleichheit Ostschweiz und Liechtenstein das Projekt Lohnmobil. Es handelt sich um eine Wanderausstellung zum Thema Lohngleichheit. Auch dieses Projekt will einen grossen Teil der Bevölkerung für das Thema sensibilisieren. Schulen können die Ausstellung besuchen, wenn sie in der Region ist. Sie erhalten zusätzliches Material, um das Thema in der Klasse zu besprechen. Aktuell weilt das Lohnmobil im Kanton Bern. Erkundigen Sie sich, ob es bald zu Ihnen in die Nähe kommt und lassen Sie sich für dieses wichtige Thema sensibilisieren! Pour Employés Suisse, de telles actions doivent continuer tant que la discrimination salariale persiste.
Virginie Jaquet
Gleichstellen – eine Momentaufnahme
Die Ergebnisse der Doktorarbeit von Lucia M. Lanfranconi werden im Film „Gleichstellen – eine Momentaufnahme“ präsentiert.
Bessere Vereinbarkeit von Familie und Arbeit
Für die Angestellten Schweiz spielt die bessere Vereinbarkeit des beruflichen und privaten Lebens ebenfalls eine Schlüsselrolle, wenn es um die Gleichstellung von Frau und Mann in der Arbeitswelt geht. Unsere diesbezüglichen Forderungen finden Sie in unserem Positionspapier.