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Flow - Die Kunst sich selbst glücklich zu machen

Kennen Sie das? Sie geben sich einer Aufgabe voll und ganz hin, einem Hobby oder im idealsten Fall sogar Ihrem Beruf und Sie sind dabei von dem, was Sie tun, so absorbiert, dass Sie alles um sich herum vergessen? Die Zeit vergeht wie im Flug und Sie fühlen bei Ihrer Tätigkeit absolute Zufriedenheit?

Flow nennt man diesen Zustand, der sich anfühlt wie ein Rausch, nur ohne Drogen. Die Tätigkeit durchdringt die ganze Person und erfüllt sie. Geprägt hat diesen Begriff in den Siebzigerjahren der ungarisch-amerikanische Psychologie-Professor Mihaly Csikszentmihalyi (ausgesprochen: Tschik-ssent-mihaji). Den Flow bezeichnet er als das, was den Menschen, der arbeitet, seelisch wärmt, sodass sein Tun die Belohnung in sich selbst trägt.

In einen Flow kann man bei jeder beliebigen Tätigkeit kommen. Von Chirurgen, Marathonläufern, Triathleten und anderen Sportlern hört man besonders häufig, dass sie in diesen tranceartigen Zustand kommen. Andere erleben den Flow beim Kochen, Malen, Stricken oder beim Tanzen.

Das Glück hängt nicht von dem ab, was wir tun, sondern wie wir es tun.

In seinem Buch „Flow – der Weg zum Glück“ beschreibt Csikszentmihalyi, dass Flow und Glück ganz eng miteinander verbunden sind. Das Glück hängt nicht von dem ab, was wir tun, sondern wie wir es tun. In jeder Aktivität könne man sich selbst übertreffen, schneller oder besser werden oder sich erfinderisch beweisen, so Csikszentmihalyi. Dabei geht es vor allem um den spielerischen Umgang mit dem, was wir tun. Wenn Mihaly Csikszentmihalyi von einer Tätigkeit sagt, sie sei ein Spiel, so meint er nicht, dass sie trivial oder nicht ernst zu nehmen ist. Im Gegenteil -  er will damit ausdrücken, wie sehr der Mensch, der sie vollzieht, kreativ und gestalterisch in seiner Tätigkeit agiert, wie sehr er darin aufgeht und einen freien Ausdruck in ihr findet. Der Mensch soll sich also spielerisch in der Welt bewegen. Das sahen auch schon frühchristliche Theologen und grosse Philosophen wie Sartre, Friedrich Schiller so.

„Wie sehr wesentlich es für den Menschen ist, spielerisch zu sein – das haben viele gezeigt und vorgelebt, das ist keine neue Idee, nur verdrängen wir sie immer wieder. Doch dann merken wir auch sehr bald, wie sehr schwer und depressiv unser Leben wir, wenn nur noch Ernst, unser perfektionistischer Wahn und Realitätssinn darin ist. Wenn es keine Freiheit und keinen Erfindungsgeist, keinen Sinn fürs Spiel und Abenteuer mehr gibt, wenn Humor und Witz verschwinden, dann gibt es keine Wandlung und in einem gewissen Sinn keine Zukunft mehr,“ so Csikszentmihalyi.

Selbstbewusstsein und Konzentration

Um das Leben spielerisch anzugehen, darf man sich selbst nicht zu ernst nehmen. Man sollte nicht permanent Angst haben, lächerlich auf andere zu wirken. Der spielerische Bezug zum Leben eröffnet sich diesen Menschen nicht, da sie nur darauf achten, wie sie auf andere wirken. Es braucht Sicherheit und Selbstvertrauen statt einer defensiven Lebenshaltung. Um Flow zu empfinden ist es wichtig, sich zu öffnen. Die andere wichtige Fähigkeit ist die, unsere Aufmerksamkeit zu fokussieren. Wir müssen lernen, uns auf etwas zu konzentrieren. Denn nur dann können wir in den Flow Zustand eintauchen.

Er empfiehlt, sich eine Arbeitsweise zu schaffen, die einem Freude bereitet. Man sollte sich immer fragen, wie kann mich die Arbeit, die ich zu verrichten habe, erfüllen. Denn Arbeit, die mit Freude einhergeht, ist sinnvoller und effektiver.

Die meisten Menschen richtet ihr ganzes Leben darauf aus, zu Macht und Ansehen zu gelangen. „Nicht das, was sie tun könnten und wollten, sondern das, was sie meinen, tun zu müssen, um ihre Ziele zu erreichen – das gilt. Und das ist traurig, weil diese Menschen nur in Angst leben und völlig abgeschnitten von sich selbst sind, “ so der Psychologie-Professor.

Er möchte den Menschen zeigen, wie sie ihre internen Arbeitsbedingungen selbst beeinflussen und ihre Arbeitssituation verbessern können. Ihre persönliche Einstellung lässt sie in der Arbeit leiden, oder eben Freude empfinden. Indem sie ihre Situation aktiv mitgestalten, bestimmen sie über ihr Empfinden gegenüber der Arbeit.

Allerdings können uns Flow-Erfahrungen nicht wirklich glücklich machen, wenn wir sie nur in einem einzigen Tätigkeitsfeld erleben. Ansonsten droht man sich nur noch nach dieser Tätigkeit zu orientieren und vernachlässigt alles andere. Ähnlich wie ein Drogensüchtiger, dessen Gedanken und ganzer Alltag darauf ausgerichtet ist, den nächsten Rausch zu erleben. Das Abtauchen in diesen Flow ist somit ein Stück weit eine Realitätsflucht. Flow hat somit also auch eine Schattenseite, die nicht zu unterschätzen ist. Es muss mehr als eine Sache im Leben geben, die man geniessen kann und in die man sich voll und ganz vertiefen kann.

Ariane Modaressi

 

Literatur-Tipps:

Csikszentmihalyi, M. (2014). Flow - der Weg zum Glück: Der Entdecker des Flow-Prinzips erklärt seine Lebensphilosophie. HERDER spektrum

Csikszentmihalyi, M. (2004). Flow im Beruf: Das Geheimnis des Glücks im Beruf. Klett-Cotta.

Csikszentmihalyi, M. (1985). Das Flow-Erlebnis. Klett-Cotta.

 

 

 

Donnerstag, 30. Mär 2017

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Die 8 Elemente des Flow

Csikszentmihalyi beschreibt acht Komponenten, die Voraussetzung sind für eine Flow-Erfahrung:

1. Klarheit der Ziele und unmittelbare Rückmeldungen

Vor allem bei sportliche Disziplinen sowie künstlerischen Betätigungen sind die Ziele klar definiert und die Rückmeldungen erfolgen unmittelbar. Beispielsweise eine Eiskunstläuferin weiss genau, was von ihr erwartet wird und die Rückmeldung erfolgt umgehend durch die Jury oder die Trainerin.

2. Eine hohe Konzentration auf ein begrenztes Feld

Ist Grundvoraussetzung tief in eine Aktivität einzutauchen. Jemand, dessen Aufmerksamkeit zerstreut ist, wird keine Flow Erfahrung machen.

3. Das Verhältnis zwischen Anforderungen und Fähigkeiten

Der Schwierigkeitsgrad einer Aufgabe muss im richtigen Verhältnis zu den Fähigkeiten der handelnden Person stehen. Eine zu hohe Herausforderung führt zu einem Gefühl der Anspannung, Angst und Frustration, eine zu kleine erzeugt Routine und Langeweile. Flow-Erleben ereignet sich also in einem Bereich, der durch die Pole Unter- und Überforderung markiert ist.

4. Das Gefühl von Kontrolle

Charakteristisch für den Flow-Zustand ist ein verstärktes Gefühl von Kontrolle über die eigenen Handlungen. Er bezeichnet einen Zustand der Gelöstheit und Angstfreiheit.

5. Die Mühelosigkeit der Tätigkeit

Die Leichtigkeit des Handlungsablaufs gab der Flow-Erfahrung ihren Namen. Alles läuft harmonisch und mühelos, auch wenn die Aktivität, wie z.B. ein Tennismatch oder das Spielen eines Solokonzertes, von aussen betrachtet einen beträchtlichen Energieeinsatz verlangt. Subjektiv ist sich der Handelnde aber keiner besonderen Anstrengung bewusst, die Tätigkeit verläuft glatt und wie aus einer inneren Logik heraus.

6. Die Veränderung des Zeitgefühls

Im tiefen Flow ist das normale Zeitgefühl aufgehoben. Es kommt im Erleben zu Zeitraffungen und –dehnungen: Eine Minute fühlt sich an wie eine Stunde, Stunden vergehen wie im Flug. Man spricht daher auch von einem „zeitfreien” Flow-Modus.

7. Das Verschmelzen von Handlung und Bewusstsein

Als Folge einer vollständigen Konzentration auf eine Tätigkeit, kommt es im Flow zu einer Verschmelzung von Aktivität und Aufmerksamkeit. Der Handelnde erlebt sich nicht mehr als getrenntes, isoliertes Selbst, er ist eins mit seinem Tun.

8. Die autotelische Qualität der Flow-Erfahrung

Von griechisch autos - selbst und telos - Ziel. Nicht erst das Ergebnis einer Handlung ist befriedigend, sondern bereits das Tun selbst. Der Weg ist das Ziel….