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«Der Bewerbungsprozess war besonders schwierig»

Lukas Meier ist in der Ausbildung zum Hotelkommunikationsfachmann an der EHL Swiss School of Tourism & Hospitality in Passugg. Erfahren Sie im Interview, wie es ihm in der Ausbildung in einer von der Coronapandemie ganz besonders betroffenen Branche ergeht und wie er seine Berufsaussichten sieht.

Lukas, was machst du beruflich gerade?

Aktuell bin ich im Praktikum Reception, Administration und Hauswirtschaft im Hotel Hirschen in Wildhaus.

Was sind deine Aufgaben?

Ich bin meistens im Spätdienst an der Reception beschäftigt. Dies umfasst das Check-in, Anrufe und Emails beantworten, Anfragen bearbeiten, Gruppenreservationen tätigen oder Seminare buchen. Daneben betreue ich die Gäste oder bin in der Bar oder auf der Terrasse im Service im Einsatz. Im Bereich Housekeeping reinige ich die Zimmer oder die öffentlichen Räume wie das Treppenhaus.

Wie hat sich die Situation bezüglich deiner Berufsbildung geändert aufgrund der Coronapandemie?

Was die Schule betrifft, nicht so dramatisch. Der letztjährige überbetriebliche Kurs fand über Teams statt. Der diesjährige aber wieder mit Präsenzunterricht. Bei der Arbeit gibt es jedoch Erschwerungen. Wegen der Masken ist es schwieriger, die Menschen zu «lesen», also anhand der Mimik zu erkennen, wie es ihnen geht. Dies macht die Betreuung nicht einfacher. In unserem Hotel hatten wir zudem Anfang Jahr eine besonders herausfordernde Situation.

Inwiefern?

Im Januar waren aufgrund der Corona-Situation nur die Lehrlinge und zwei Vorgesetzte im Betrieb. Wir mussten das Hotel komplett allein führen. Die anderen Mitarbeitenden waren auf Kurzarbeit. Wir mussten also alles organisieren, Bestellungen aufgeben, Dienstpläne erstellen etc. Den Lernenden im zweiten und dritten Lehrjahr fiel dies leichter als mir, der dies zum ersten Mal machte.

Wie war das für dich?

Es war eine grosse Herausforderung, da die Aufgaben an der Reception für mich alle neu waren. In dieser Situation war es schwierig, auch noch die anderen Kompetenzen zu erfüllen.

Wie hat das Team die grosse Aufgabe gemeistert?

Alle hatten erwartet, dass es im Januar nicht viele Gäste geben würde. Das Hotel war aber voll, insbesondere an den Wochenenden, weil die Skigebiete wieder aufgemacht hatten. Mitte Januar realisierten wir, dass wir es zu sechst nicht schafften, alles zu erledigen: Zimmer, Reception, Küche. Wir hatten aber die Möglichkeit, die Festangestellten wieder aufzubieten, was wir auch taten.

Was hast du gelernt aus der besonderen Situation?

Ich habe gemerkt, wie wichtig ein übergreifendes und vernetztes Denken ist. Man muss das grosse Ganze betrachten und darf sich nicht nur auf den eigenen Bereich konzentrieren. Ebenso wichtig ist die Vorausplanung. Uns wurde gesagt, wir sollten mindestens fünf Tage vorausplanen. Tut man dies nicht, ist man aufgeschmissen. Lebensmittel zum Beispiel kann man nicht ganz kurzfristig beschaffen. Die Küche und der Service sind darauf angewiesen zu wissen, wie sich die Gästereservationen entwickeln. Solche Informationen müssen fliessen.

Gibt es andere Dinge, die wegen Corona schwieriger geworden sind?

Der Bewerbungsprozess besonders schwierig, nicht nur bei mir, auch bei den anderen. Die Betriebe erwarten gerade in der Coronazeit, dass Mitarbeitende sehr viel Erfahrung mitbringen. Darum werden häufig keine Praktikanten und Lehrlinge eingestellt, weil ihnen diese Erfahrung eben noch fehlt. Man muss sie zuerst ausbilden – das kostet den Betrieb Zeit und Geld. Ein Kollege von mir musste das Praktikum abbrechen, weil es in seinem Betrieb nicht funktionierte. Er suchte sehr lange nach einer neuen Praktikumsstelle – erfolglos. Er musste schliesslich die Lehre abbrechen und sucht jetzt eine neue Lehrstelle in einer anderen Branche.

Bekam er keine Unterstützung durch die Hotelfachschule?

Er hätte sich mehr gewünscht.

Welche Auswirkungen auf deinen Berufseinstieg nach der Ausbildung wird die Coronapandemie in deiner Einschätzung haben?

Ich glaube nicht, dass ich aufgrund der Qualifikation während der Coronazeit schlechtere Chancen haben werde. Ich kann in allen Bereichen Erfahrungen sammeln und werde ganz normal qualifiziert sein.

Die Hotelleriebranche hat wegen der Pandemie sehr stark gelitten. Wie wird sich dies auf deinen Berufseinstieg auswirken?

Das Hotel, in dem ich mein erstes Praktikum machte, schloss während der Pandemie. Da war ich mitbetroffen. Es wird zwar in den Hotels sehr viel Personal gesucht, aber es gibt auch eine riesige Konkurrenz um diese Stellen. Einfach wird es also nicht werden. Man muss schon gut sein und der richtige Typ für den Job.

Was bedeutet die schwierige Situation für dich persönlich?

Ich sage mir, dass man es nicht ändern kann und das Beste daraus machen muss. Man kann gerade in einer schwierigeren Situation viel lernen, mehr als bei einem Normalbetrieb.

Was wäre deine Traumstelle nach der Ausbildung?

Ich weiss es noch nicht so genau, ich möchte aber eine Führungsposition in einem Hotel anstreben. Mich interessiert vor allem der Bereich Essen und Getränke. Die Reception sagt mir weniger zu, als ich mir zuerst vorgestellt habe.

Planst du nach dem Abschluss der Hotelfachschule bereits Weiterbildungen?

Ich werde sicher einen Sprachaufenthalt machen, aber auch circa ein Jahr lang arbeiten, um Geld zu verdienen. Danach möchte ich an die Höhere Fachschule, um den Abschluss als Hotelier zu machen. Damit könnte ich ein Hotel führen, aber auch in anderen Branchen gut einen Job finden.

Gespräch: Hansjörg Schmid

Montag, 21. Jun 2021

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